Einfach mal hin und wieder über den Tellerrand schauen. Leichter gesagt als getan. Gerade für mich als ausgesprochener Fan von Apple-Produkten fällt das nicht immer leicht. Manchmal braucht es da schon einen sanften Schubser aus der ein oder anderen Richtung.

Als ich vor einigen Monaten eine Pebble Smartwatch anschaffte, und dann später noch eine zweite, habe ich so überlegt wie es wohl wäre, die Uhr mit einem Android-Telefon zu koppeln. Dazu muss man wissen, das Apple fremde Uhrenhersteller aus dem System auszusperrt. Nur die Apple Watch kann / darf vollständig mit dem iPhone interagieren, um zum Beispiel eingehende Nachrichten mit der Uhr beantworten (“Actionable Notifications”). Andere Hersteller bleiben aussen vor, da Apple die entsprechenden Schnittstellen als “privat” markiert hat. Ey, Du kommst hier net rein!

Während ich also so vor mich hin überlege bringt Apple iOS 9 heraus. Wie es sich gehört, will ich das Update auf mein iPhone 6 Plus aufspielen und muss schnell herausfinden, das Apple Nutzern der 16GB Geräte ein fettes faules Ei ins Nest gelegt hat: wer noch gut 4GB freien Platz hat, steht dumm da. Mit diversen Aufräumarbeiten habe ich es dann doch noch geschafft leicht verstimmt das gerade mal 9 Monate alte iPhone 6 Plus auf einen aktuellen Stand zu bekommen. Von den ehemals vier freien GB waren dann noch 2 GB übrig…Hmpf.

Bekräftigt in meinem Wunsch nun doch mal einen Androiden auszuprobieren, habe ich mir ein Samsung A3 aus der Firma besorgt (wir haben eine große Anzahl verschiedener Telefone für Entwicklungszwecke). 16 GB interner Speicher (kenn ich ja schon) und eine 32 GB Speicherkarte (daran muss man sich erst mal wieder gewöhnen), damit kann man doch schon mal was anfangen.

Kurze Eingewöhnungsphase (ein paar Dinge sind dann doch anders) und dann gings los. Die Pebble war nicht mehr wiederzukennen. Ich hatte plötzlich eine Spracheingabe (und die funktioniert auch noch!), konnte auf eingehende Nachrichten direkt antworten (per Sprache, vorgefertigten Antworten oder mit Emojis) und auch die Notifications wurden nach Anwendung erkannt.

Ich fing damit an, die Apps die ich auf dem iPhone nutzte, auch auf dem Androiden zu installieren. Outlook, Evernote, Instagram, Twitter, sogar Apple Music gibt es für den Androiden, einen offiziellen AirPlay-Client ebenfalls. Schöne neue Welt. Interessanterweise hält der Akku meines Samsung A3 genau so lange durch wie der deutlich größere Akku des iPhone 6 Plus und – das hat mich etwas verwundert – der Mobilfunk-Empfang des Samsung ist deutlich(!) besser. Wo unsere iPhones schon längst kein Netz mehr haben, ist das Samsung noch im 4G eingebucht. Ich nutzte also mein iPhone immer seltener bis ich es nach ein paar Wochen an eine Kollegin verkaufte. Damit habe ich zum ersten mal seit Erscheinen des iPhones im Juni 2007 die Marke gewechselt. Das war nun vor vier Monaten.

Es ist nicht alles Gold was glänzt, und im Großen und Ganzen spielt es kaum noch eine Rolle ob iOS oder Android, aber da sind ein paar Dinge die mir bei Android / Google wirklich gut gefallen, unter anderem der Play-Store. Google hat hier nur eine Platform, anders als bei Apple, wo es den AppStore auf dem Mac, iBook Store in iBooks, iTunes Music Store im iTunes und den AppStore auf dem iPhone / iPad gibt. Bei Google ist das eine Web-Platform (die es auch auf den Geräten als App gibt) und ich kann gemütlich vom Computer oder iPad aus stöbern und Content (Filme, Bücher, Programme, Musik) mir direkt auf das Gerät liefern lassen. Übrigens ohne lästige Ländereinschränkung (die bei Musik-Content natürlich Sinn macht).

“Ok, Google.” – Vielleicht nicht so charmant wie Siri (keine Tricks, keine Sprüche), aber es funktioniert im täglichen Gebrauch so erstaunlich gut, das man es auch tatsächlich nutzt (ich komme darauf noch in einem anderen Beitrag zu sprechen).

Wenn Apple eine schicke (runde) Apple Watch herausbringt, auf der man auch Zifferblätter von Dritt-Anbietern installieren kann, überlege ich mir das vielleicht auch noch mal mit dem iPhone…