„Alter, Ihr und ein Thermomix?“ ist noch die liebevollste Reaktion auf unseren kleinen Küchenhelfer. Und um ehrlich zu sein: ich kann Alle verstehen die zwischen amüsiert und ungläubig auf unseren Vorwerk reagieren. Gehörte ich doch zu den eifrigsten Hassern dieses überteuerten Gemüsehäckslers.

Im Grunde ist es ganz einfach. Ich mochte dieses Ding nicht. Eigentlich war es mir sogar ziemlich egal, aber dann wurden wir von der Schwägerin meiner Liebsten (die ja bekanntlich die beste Frau der Welt ist) zu einer Thermomix Party eingeladen. Und dann mochte ich es nicht. Also dieses Ding.

Man muss sich das in etwa so vorstellen wie eine Tupperparty: eine vorlaute aufgekratzte Frau erklärt die Vorzüge eines eines völlig sinnlosen und überteuerten Elektroküchenhelfers, während sie gleichzeitig Eierlikör zubereitet welcher von weiteren aufgekratzten Frauen verzehrt wird. Dieses Vorgehen hat Methode. Wer besoffen ist, neigt zum Unsinn und wir kennen das alle noch von unseren Diskobesuchen. Also die, die sich noch erinnern können. An die Diskobesuche. Nicht den Unsinn.

Unsere Party war recht klein, eher zu vergleichen mit einem Besuch der Jugendisko im Keller der Kirchengemeinde. Cola, Chips und Weingummi. Bei der Jugendisko, nicht bei der Thermomix Party. Da gab es ja den selbst gemachten Eierlikör.

Wo war ich? Ach ja. Genau. Zwei Paare haben sich eingefunden die Wunder des Küchenvorwerks zu bestaunen. Nach gut zwei Stunden des Lobgesanges über die allerlei pürierten Speisen, die man mit diesem Gerät zubereiten kann, sowie einigen Eierlikör war mir klar: so ein Ding kommt mir nicht ins Haus, geschweige denn in die Küche, und das ich nach dem ganzen Eierlikör dringend ein Bier brauche. Meine Liebste teilte meine Meinung. Was auch eher selten vorkommt. Das war vor über zehn Jahren. Die Thermomix Party und das die Liebste einer Meinung mit mir war.

Sinneswandel

Im laufe der Jahre geriet ich langsam unter Zugzwang. Meine Erwerbungen rund um mein Fotohobby erreichten langsam einen seriösen Umfang und meine Liebste (von der wir wissen, das sie ja bekanntlich die beste Frau der Welt ist) lies durchblicken das sie neue Anschaffungen für ihre Leidenschaft, das Kochen, auch gern sehen würde. Die Sony konnte ich dann auch nur bestellen weil ich der neuen KitchenAid zugestimmt habe. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

Auf dem Facebook Marketplace lassen sich manchmal gute Geschäfte machen, nicht nur unser erstes Ergometer oder meine Rudermaschine zum Gegenwert von zwei Cafe Latte von Starbucks, ergatterten wir dort. So sollte es sein das vor einem Jahr, kurz nach Weihnachten, ein brandneuer Thermomix TM6 angeboten wurde. Zum Preis eines sehr preisgünstigen gebrauchten TM5, dem Vorgängermodell. Keine Ahnung was uns da geritten hat, aber ich habe die Verkäuferin angeschrieben und sicherheitshalber nach dem genauen Modell gefragt und ob das Gerät denn noch verfügbar wäre. In der stillen Hoffnung das das Teil zu dem aufgerufenen Kurs schon längst den Besitzer gewechselt hat. Und ich schwöre: wir haben keinen Eierlikör getrunken! Also zu diesem Zeitpunkt.

Der Rest ist dann schnell erzählt: das Gerät wurde als TM6 bestätigt, nur wenige Wochen alt, ein paar Mal benutzt, mit umfangreichen Zubehör (sogar ein Meater Bluetooth Grillthermometer sowie eine Reisetasche(!) für den TM6 waren dabei), der Preis stimmte auch und man würde uns das Gerät auch gern vorbei bringen. Das ist quasi Nötigung! Und meine nächste Linse, das Tamron 28-75mm/F2.8, damit auch sicher.

Was macht man jetzt damit?

Die wohl häufigste Frage, die uns gestellt wird: was zum Teufel macht man damit? Die Antwort ist einfach: kochen und backen. Das mag überraschen, aber es geht. Nicht nur Suppen und Saucen. Um ehrlich zu sein, wir haben bisher auch nur eine Suppe damit gekocht: eine deftige Erbsensuppe – und die war richtig gut.

Der Thermomix ist am Ende nichts weiter als ein hochintegriertes Küchengerät mit Touchscreen, WLAN und Bluetooth und arbeitet als Häcksler, Teigkneter, Waage, Kocher, Dampfgarer, Sous-Vide, Slow Cooker und Pfanne (ja, damit kann man braten, also mit dem TM6). Thermomix Rezepte sind entsprechend der Funktionen des Gerätes aufgebaut und die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sorgen für ein sicheres Gelingen selbst komplexer Gerichte. Bei den TM5 und TM6 werden die Einstellungen des Gerätes auch direkt vom Rezept vorgenommen. Einfach die Zutaten in den Topf, Varoma-Behälter und/oder Garkorb geben, „weiter“ drücken und am Ende hat man ein (fast immer) perfektes Ergebnis. Digitalisierung rulez. Kein Witz.

So kann man sich Abends ohne Stress auf drei Ebenen ein komplettes Gericht mit allen Beilagen zubereiten, oder man nutzt die Einzelfunktionen des Gerätes für die traditionelle analoge Zubereitung. Niemand hat gesagt das man nicht auch weiterhin den Herd oder Backofen benutzen darf. Versucht mal den Krustenbraten mit Malzbiersauce, der zwei Stunden schön im Dampf gegart wurde bevor er im Backofen in wenigen Minuten seine krosse Kruste bekommt. Oder das leckere marokkanische Stubenkücken mit Maronenfüllung auf Dattel-Couscous mit gedämpften Möhren, das ist der Hammer!

Braucht man das?

Natürlich braucht man keinen Thermomix oder ein Derivat von Kenwood und Co. Das geht alles auch einfach von Hand, aber so finde ich es irgendwie cooler. Unter der Woche kochen wir mittlerweile fast nur noch Rezepte aus dem Cookidoo, der Rezeptsammlung von Vorwerk, die sich mit dem TM6 synchronisiert oder aus der Food With Love-App. Das ist praktisch und spart Zeit und Nerven.

Männer kochen halt anders.


Titelbild: Vorwerk