Manchmal hat man so Schnapsideen, hin und wieder werden diese auch aus einer Bierlaune heraus geboren. Meine letzte allerdings nicht. Also Schnapsidee. Da war ich völlig nüchtern, wie ich zu Protokoll geben möchte. Ich habe mir für meine Drohne eine FPV Brille angeschafft. Und fand diese Idee am Ende wunderbar.

Ich sitze so mit meiner Liebsten (die ja bekanntlich die beste Frau der Welt ist) zusammen und sie stellt lächelnd die Frage welche Anschaffungen ich aus meinem neuen Budget tätigen werde. Erstaunlicherweise fiel mir keine Linse ein die ich unbedingt haben muss. Das geht nun schon seit Jahren so und vielleicht sollte ich das mal ärztlich untersuchen lassen. G.A.S. („Gear Aquisition Syndrome“) ist ja bekanntlich chronisch und unheilbar. Oder ich werde einfach nur langsam „vernünftig“? Nein, eher nicht.

Nichts desto Trotz wuseln ’ne Menge Dinge durch meinen Kopf die ich schon gerne mal in den Händen halten und ausprobieren würde. Dazu gehören auch Googles / FPV Brillen für meine Drohne Paula. Der Markt ist überschaubar, es gibt diverse Drittanbieter und hin und wieder tauchen bei eBay gebrauchte DJI Googles auf, welche aber preislich eher „weiter oben“ angesiedelt sind. Vier bis fünfhundert Euro für gebrauchte FPV DJI Brillen sind marktübliche Preise.

Irgendwie war mir das zu viel, also habe ich bei eBay ein Gesuch mit einer maximalen (eher unrealistischen) Obergrenze eingestellt und das Thema ad Acta gelegt. Das war am Freitag Abend. Schon am nächsten Samstag Morgen erreichte mich eine Mail das ein neues Angebot eingestellt wurde: einen Euro unter meiner Obergrenze, inklusive Versand und sogar die DJI „Racing Edition“. Hier aus Spanien. Und dann auch Zahlung via PayPal und 30 Tage Rückgaberecht. Das ist doch Nötigung! Kurz einen Kaffee gezogen und dann gekauft. Am folgenden Mittwoch sollte sie ankommen. Zwischenzeitlich fuhr ich mit meiner Liebsten in den Kurzurlaub, der Zerstreuung wegen. 

Herzklopfen.

Am Mittwoch war sie dann auch da. Fetter Karton. Ist aber auch ein ziemlicher Brummer. Also die Brille. Dem Karton konnte man zwar die Jahre schon ansehen, die Brille selbst und das immer noch original verpackte Zubehör allerdings sahen wie neu aus. Kurzer check, der Akku war sogar fast voll. Einem Testflug stand also theoretisch nichts im Wege.

DJI Google „Racing Edition“

Was nun?

Die Brille und die Drohne sind in Sekunden gekoppelt. Das geht über Tasten an der Drohne und Brille oder über einen Menüpunkt in der Brille. Aber vorher noch den korrekten Augenabstand eingestellt, und da kommen wir auch zu einem Wermutstropfen: die DJI Google hat keine Dioptrien-Korrektur. Man muss also, sofern benötigt, seine eigene Brille zusätzlich tragen. Das geht übrigens prima, die DJI Googles sind dafür extra ausgelegt. In meinem Fall bin ich noch schnell zum Optiker gefahren und habe mir eine einfache Lesebrille +1 für 6€ gekauft, damit war dann das Abbild glasklar und gestochen scharf. Apropos Abbild.

Wow.

Nachdem die Brille gekoppelt ist und man auch sonst einen korrekten Sitz auf dem Kopf gefunden hat, stellt sich nach ein paar Sekunden der Wow-Faktor ein. 

Die beiden Full HD Displays liefern ein gestochen scharfes und hochauflösendes Bild – was man leider auf den Fotos oben nicht so gut erkennen kann. Die Anzeige füllt fast das komplette Gesichtsfeld aus, nur ein kleiner Rand bleibt am Rande der Wahrnehmung. Das Wort “unbeschreiblich” trifft es. Es lässt sich nicht anders ausdrücken.

Paula wird gestartet und einige erste vorsichtige Schritte gewagt. Dem Piloten wird geraten auf jeden Fall VLOS zu starten und zu landen , für solche Situationen kann man auch die Brille einfach nach oben klappen, sie gibt dann das Gesichtsfeld frei.

Zum fliegen braucht man nur den Controller und die Brille, das Handy kann theoretisch in der Tasche bleiben. Allerdings ist die Software in der Brille nicht so umfangreich wie DJI GO auf dem Handy, und für einige Intelligent Flightmodes braucht man dann doch das Handy. Auch ist die Handhabung der Brille über das seitliche Touchpad am Anfang etwas ungewohnt, sodass man gern auf das Handy zurückgreift.

Nur der Vollständigkeit halber sei hier noch mal darauf hingewiesen, das es – ja nach Land – Regeln und Vorraussetzungen für den FPV Flug gibt.

Machen wir uns nichts vor: man sieht schon bekloppt aus mit dem Ding auf dem Kopp 😂

Bringt es was?

Ja. Anders kann man es nicht sagen. Das Fluggefühl ist völlig anders. Du bist da oben! Wenn man dann noch den Gimbal auf “Head Tracking” stellt, folgt die Drohnenkamera Deinen Kopfbewegungen, und das gibt dann ein noch intensiveres Flugerlebnis.

Flugtechnisch gesehen muss man sich ein wenig umgewöhnen, aber es gibt auch rein praktische Vorteile: man kämpft nicht mehr mit der hellen Sonne auf dem Display (allein dafür hat sich die Anschaffung schon gelohnt) und durch die direktere Interaktion mit Deinem Flugpfad entsteht eine deutlich präzisere Kontrolle über das Fluggerät.

Braucht man das?

Nein. Man braucht das nicht, aber bevor man sich überlegt, einen DJI Smart Controller aufgrund seines hellen Displays anzuschaffen, sollte man sich die DJI Googles (oder Andere) mal näher anschauen. Und ganz ehrlich: wenn man einmal FPV geflogen ist, wird man vermutlich nie wieder anders fliegen wollen.

Und jetzt?

Nun. Wie es aussieht, brauche ich doch noch eine neue Kameratasche oder einen Rucksack für die Drohnenausrüstung. DAS wird allerdings ein harter Kampf mit der Liebsten (von der wir ja wissen das sie bekanntlich die Beste Frau der Welt ist)