Nein, es geht hier nicht um den preiswerten Weinbrand, den wir dereinst in unserer Jugend mit Cola mischten, sondern um alte Leidenschaften, derer wir früher frönten und denen wir – aus verschiedenen Gründen – vielleicht heute nicht mehr nachgehen.

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Bei mir sind es seit früher Jugend immer schon zwei Themen gewesen, die mich interessierten: das Mixen von Musik (neudeutsch „DJ’ing“) und Mashups, sowie das Programmieren von Spielen. Mit 14 veröffentlichte ich mein erstes Abenteuerspiel im Stile der grandiosen Ultima Serie (eine grottige Kopie, aber ich war stolz auf meine abenteuersuchenden Pixel) und als ich im Alter von 17 Jahren meine erste eigene 12″ Maxi in den Händen hielt, platzte ich vor Stolz. Auch wenn der produzierte Track niemanden interessierte und die Stückzahl von 50 gepressten Platten einem weiteren Erfolg im Wege stand.

Zeit ging ins Land und irgendwie war immer weniger Zeit zum Leben übrig. Immerhin tourte ich noch über 16 Jahre jedes Wochenende als DJ durch diverse Clubs, bis ich auch diese wundervolle Tätigkeit aus Mangel an Freizeit an den Nagel hing.

Heute, weitere 15 Jahre später, kehrt Ruhe ein und ich erwische mich immer öfter dabei, wie ich auf meine alten Werkstücke schaue, oder sie anhöre und die Programme auf meinem Mac hochfahre. Ich produziere wieder Mixtapes, bastel‘ Remixe und selbst für eine Radio-DJ-Show, der Twitterlounge, war wieder etwas Zeit.

Mittlerweile habe ich auch meine zweite Leidenschaft wieder für mich entdeckt und tatsächlich zum Beruf gemacht. Tagsüber als Produkt- und Programm-Manager für eine Firma tätig, die Skill- und Casino-Games für den britischen und amerikanischen Markt entwickelt, schlüpfe ich nachts in mein Indie-Developer-Batcape und entwerfe, erstelle und programmiere Computerspiele. Meine Frau sitzt dann lachend auf dem Sofa, wenn ich grummelnd mit Code und Spielmechanik kämpfe und lässt sich endlose Male meine dramatischen Änderungen am Gameplay vorführen. „Ich sehe da keinen Unterschied“ wird sie wohl denken, aber da sie die beste Frau der Welt ist, nickt sie nur zustimmend, lässt mich gewähren und ergänzt das Konzept mit der ein oder anderen Sichtweise und weist mich auf konzeptionelle Fehler hin.

Schön, dass es keine Trennung auf Dauer war. Meine alte Liebe.

Der Kommentar von meiner Frau zum Titel „Alte Liebe“: ‚Schatz, ich bin noch keine 40‘. Ihr versteht, warum mich dieses Wesen immer wieder verzaubert?