Vor ein paar Tagen fing es an. Mein Rechner wollte an den Strand. Zumindest signalisierte er mir mit einem bunten drehenen Strandball („Beachball of Dead“) seine Arbeitsunwilligkeit. Ein erzwungender Neustart motivierte ihn wieder zum Arbeiten. Aber nach einer Stunde dann das gleiche Spiel. Immer wieder. „Faules Pack“ dachte ich mir so, war aber beunruhigt und fing an zu suchen. Und sties so auf den „5000 Stunden Fehler“.
Das ist schon nervig wenn der Rechner immer mal so kleine Denkpausen einlegt. Vor allem wenn man gerade wichtige Dinge erledigt. Die sporadischen Pausen in der Vergangenheit, meist nur ein paar Sekunden lang, habe ich lange nicht ernst genommen. Hier und da wurde ich schon mal nachdenklich, da ich an meinem MacBook Pro in den letzten Wochen und Monaten nichts verändert habe. Aber da der Rechner sich meist schneller wieder erholt hat als meine Gedankengänge gingen, war ich auch nicht weiter besorgt.
Am Sonntag fing es dann an. Der Rechner bliebt stehen, spielte lustig mit seinem Strandball und lies sich nur durch ein beherztes Ausschalten wieder zum Leben erwecken. Da mein Hauptlaufwerk eine SSD ist, ging der Neustart entsprechend flott von statten. Frisch ans Werk, denn dank Mountain Lion waren auch alle Programme und Fenster da geöffnet, wo ich meine Arbeit so rüde unterbrechen musste. Genervt, aber nur um gut zwei Minuten meiner Zeit beraubt, widmete ich mich wieder meinen Aufgaben. Kurz darauf eine Kaffeepause eingelegt und später am Platz dann das erstaunen: der Mac spielte wieder mit seinem Strandball!
Zwei Tage lang immer das selbe Spiel. Der Rechner macht mir mit einem fröhlich bunten Beachball klar das er mal so überhaupt keine Lust hat zu arbeiten. Bastard! Gerade im Büro, wenn man wichtige Kalkulationen und Projektpläne besprechen möchte, oder einen wichtigen Skypecall durchführt, keine so pralle Arbeitseinstellung.
„Fair enough“ denke ich mir, dem gehen wir dann mal auf den Grund. Zuerst wurde natürlich das System überprüft und passenderweise von einigen Altlasten befreit. Da auch das Entfernen dieser Leichen den Rechner nicht wirklich motivierte, wurde das System noch mal neu installiert und anschließend aktualisiert. Leider war mir auch hier kein Glück beschieden, nach gut einer Stunde – mittem im Updateprozess – geht der Mac wieder an den Strand. Und ich in mich.
Wieder mal Google angeworfen und nachgeschaut wer denn noch so diese Probleme hat. Schnell fand sich eine Gruppe von Leidensgenossen, die scheinbar gleiche oder ähnliche Probleme haben. Mit einer SSD! „Aha“ denke ich mir. Also ist doch was dran an dieser TRIM-Geschichte. Aber warum tritt das jetzt erst so spät auf? Und warum ist mein Rechner nicht einfach nur langsamer wie die Anderen, sondern schlicht komplett arbeitsunwillig? Egal. Ärmel hochgekrempelt und mit einigen fiesen Kommandos in der Console dem System eine Trim-Funktion für Nicht-Apple-SSD aufgezwungen. Zufrieden mit mir und meiner Konsolenallmacht den Mac neu gestartet, zurückgelehnt und sich in der Gewissheit gesonnt, Heldentaten vollbracht zu haben.
Ich brauche hier nicht viele Worte machen. Wer mich kennt weiss auch das ich kein Held bin. Und so scheiterte ich auch hier. Der Rechner war immer noch nicht bereit, länger als gut eine Stunde am Stück zu arbeiten. Wie ich so meinen Kaffee trinke und über eben diese Erkentnis sinniere, fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren und ich füttere Google noch mal, lasse aber diesmal die Information, das es sich um ein MacBook Pro handelt, weg. Und werde fündig!
Meine Crucial M4-CT128M4SSD2 („Booster“, wie ich sie zärtlich nenne) hat einen 5000 Stunden Fehler! Der Hersteller hat ein wenig geschlampt und einen Fehler eingebaut, der – wenn die SSD ca. 5000 Betriebsstunden alt ist – in einen Modus schaltet, der einen Neustart alle 60 Minuten erfordert. Um sicher zu gehen, lese ich via S.M.A.R.T. die Betriebsstunden meiner SSD aus. Mit 5502 Stunden und der Revision 1 liegt meine Platte exakt in der Fehlergruppe. Eine aktuelle Firmware der Platte soll hier Abhilfe schaffen. Fehler erkannt, Fehler gebannt. Weit gefehlt.
Der Hersteller bietet natürlich nur Update-Tools für Windows-basierte Computer an, hat aber eine „manuelle Version“ auf seiner Seite beschrieben, welche via einer selbstgebrannten CD mit einem Mini-Linux funktioniert. Nun. Also. Wie soll ich sagen. Ich habe kein DVD Laufwerk mehr. Habs nie benutzt, ausgebaut und an dieser Stelle die alte 500er HDD verbaut. Und nun? Okay. Was auf ner CD geht, muss doch auf auf einem USB-Stick gehen.
Gedacht, gemacht, gefehlt. Dann wieder Tante Google befragt und auf einige sehr erboste MacBook Eigner im Herstellerforum gestoßen. Dort demonstrierte eine Anleitung wie es angeblich gehen soll. Und einige Eigner bescheiben den Vorgang auch als erfolgreich. Aber eben nur bei einigen. Kurz gefassst: es geht nicht. Das MacBook Pro bootet nicht von externen Medien wenn das interne SuperDrive fehlt. Punkt. Keine Diskussion. Kein Workaround, auch wenn es so aussieht. Ich habe alles versucht. Zwei Tage lang. Und zwei Nächte.
Und nun? Ich habe die SSD ausgebaut, bei einem Bekannten in sein Lenovo Notebook gesteckt (Danke, Paul!) und, wie vom Hersteller beschrieben, einen USB-Stick mit der Software erstellt. Den Lenovo gebootet, „yes“ eingetippt und ca. 30 Sekunden später war alles vorbei. Die Platte wieder zurück in das MacBook gesteckt und fertig.
Moral von der Geschicht? Keine. Oder doch. Es ist nicht immer clever wenn man meint, schlauer als Apple zu sein und preiswerte PC-Ware in seinen Mac steckt, auch wenn es technisch gehen mag. Am Ende ist man der Gelackmeierte wenn die Unterstützung durch den Fremd-Hersteller für uns Appleptiker keine Priorität hat.
„Spinning Beachball of Death“: Dieser Wait-Cursor wird bei Apple Systemen angezeigt, wenn das System nicht mehr auf Eingaben reagieren kann.
Uhja, das kommt mir bekannt vor. Ich habe keinen Zugriff auf irgendeine Windose und musste mir dann damit behelfen, das Superdrive kurzfristig wieder anzuschliessen. Ziemlich nervige Geschichte war das. Ich verstehe auch nicht, wieso das nicht mittels USB-Tool geht, aber vermutlich liegt das an Apple.
Das mit SuperDrive war auch meine Idee. Leider hatte ich nur das ursprüngliche Laufwerk nicht mehr und der Gedanke, eines aus einem alten MacBook Pro auszubauen, stellte sich als nicht realisierbar heraus. Nachdem ich den Mac zerlegt habe, ist mir eingefallen, das die alten MBP noch kein sATA hatten…
Ich nenne den Beachball „Todeskreis“ passt besser … War ansonsten alles eins zu eins wie du geschrieben hast )))) bloß hatte ich das Superdrive noch. Meine Moral ist: von Crucial kauf ich nichts mehr