Konny Reimann hat es uns vorgemacht, Robert Wahler irgendwie auch. Auswandern: ein Neuanfang in einem neuen Land. Das letzte große Abenteuer für ein paar wenige Wagemutige? Zumindest will es uns das Fersehen so weismachen.
Waren es in den 70ern noch rund 50.000 Personen pro Jahr, so hat sich in den Jahren 2002 bis 2006 der Durchschnitt auf 139.144 auswandernde deutsche Bundesbürger pro Jahr* fast verdreifacht. Jedes Jahr verlässt also eine Population von ungefähr der Größe Darmstadts das Land. Das klingt jetzt nicht nach einer kleinen risikofreudigen Gruppe Abenteurer auf den Pfaden Indiana Jones.
Wodurch ist dieser rasante Anstieg zu erklären? Hier tun sich die Statistiken schwer, ich für meinen Teil kann natürlich nur vermuten und die Beweggründe für meine Auswanderung darlegen. Und auch gleich mal versuchen, eine Differenzierung zu etablieren.
Im heutigen Europa mit seiner Reisefreiheit, seiner Währungs- und Wirtschaftsunion und der damit verbundenen freien Wahl des Arbeits- und Wohnortes, würde ich nicht mehr vom Auswandern sprechen wollen. Es ist ein Umzug, nicht aufwendiger als der Umzug zwischen zwei deutschen Bundesländern. Berlin mal aussen vor gelassen, da ist immer noch alles anders und nach Bielefeld kann man gar nicht erst umziehen, selbst wenn man denn wollte. Das endet dann wirklich in einem Abenteuer.
Abgesehen von der inneren Barriere „Auswandern“, die erst mal überwunden werden muss, machen es heute die neue gesellschaftliche Akzeptanz und nicht zuletzt moderne Kommunikationsmedien den Wechsel des Lebensmittelpunktes ins Ausland einfacher. Früher zog man nur fort, wenn man am aktuellen Wohnort nicht mehr erfolgreich sein Leben bestreiten konnte, man lies Familie und Freunde in der alten Heimat. Der Kontakt zu den Lieben daheim beschränkte sich oft auf wenige Briefe und Telefonate und seltenen gegenseitigen Besuchen alle paar Jahre.
Heute ist es einfacher geworden seine Lebensqualität steigern zu wollen. Man muss nicht mehr mit dem zufrieden sein, was man gerade hat. Es ist mehr als legitim mal über den Tellerrand zu schauen wo für die eigene Qualifikation Bedarf besteht. Sicherlich gibt es immer die ein oder andere Güterabwägung zu treffen und die Frage ist hier: zu welchem Preis bin ich bereit eine neue „Quality of Life“ zu erleben?
Auch wenn es uns Fernsehsendungen wie „Goodbye Deutschland“ indirekt suggerieren wollen: ich muss heute nicht mehr blind in ein fremdes Land auswandern und bei Null anfangen. Wir haben das Internet, via Mail, Skype, Facebook oder Twitter können wir unserem Freundeskreis erhalten bleiben. Sehr oft intensiviert sich der Kontakt sogar noch als es durch die physische Gegenwart in der Vergangenheit gegeben war. Auch gibt es kaum noch Gründe sich nicht häufiger sehen zu können. Gerade in Europa hat in den letzten Jahren die verkehrstechnische Infrastruktur an Dichte zugenommen. Mittlerweile reise ich preiswerter und schneller mit dem Flieger von Südspanien nach Berlin als mich eine Zugfahrt Frankfurt / Berlin kostet. In Euro, Zeit und Nerven.
Man muss auch nicht mehr gänzlich unvorbereitet alle Zelte abbrechen und in eine ungewisse Zukunft starten. Job- und Immobilien-Portale gibt es in fast jedem Land und dank Skype können wir erste Bewerbungsgespräche und Interviews schon vom gekachelten Wohnzimmertisch in Buxtehude führen, dank Webcam und Smartphone sogar mit Video. Auch ist man nicht auf sich selbst gestellt. Sehr häufig findet man spezialisierte Agenturen die einem bei der Job- und Wohnungssuche im Ausland helfen. Natürlich bleibt ein Restrisiko, aber keine Chancen ohne Risiken.
Sicher, für exotische Ziele wie Thailand oder Bali gelten andere Regeln, aber wer innerhalb der europäischen Union reisen kann, der sollte seinen Traum nicht weiter auf die lange Bank schieben.
One day baby, we’ll be old.
And think of all the stories that we could have told
* Quelle: Migration Info, Bundesamt für Statistik
Siehe auch:
Warum Andalusien?
Goodbye Gibraltar (Update)
Goodbye Gibraltar
Simplified Life. Ohne Zwänge.
Wohnen, leben?
Na ja klar, die Menschheit wird langsam erwachsen. Die Zeiten, als die ganze Welt das Jagdrevier 10 Kilometer um unsere Höhle darstellte, sind vorbei.
Ich hoffe, die Grenzen in unseren Köpfen, die aus Menschen „den Ostdeutschen“, „Asiaten“ oder „Afrikaner“ machen, fallen auch bald. Denn letztendlich leben wir alle auf einer winzig-kleinen Kugel in einem unvorstellbar großem Universum.
Was sind da schon die 7000 Kilometer, um die man seinen Wohnsitz verschiebt?
Die Grenzen in unserem Kopf sind meiner Meinung nach das große Problem. Das mag ich ja an der vorurteilsfreien Kommunikation in den elektronischen Medien, da zählt erst mal das „was“ und „wie“ und nicht das „wer“.
Ja, das stimmt. Deshalb bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Menschen die Bedeutung des Internets selbst heute noch nicht verstanden haben und noch immer in extrem kleinen Schubladen denken.
*twitter an*
*scroll*
*scroll*
*scroll*
*doof guck*
*twitter aus*
Sach ma’…
Ich vermisse die Kanzlers auf Twitter. Was ist los? :-O
Wir haben einfach mal eine Pause eingelegt. 🙂
Entschuldige,
Ich wusste immer schon das du etwas schrullig bist. Seit Wann ist Schizophrenie hinzu gekommen das du in der dritten Person schreibst?
Grüße aus der Heimat.
Hallo Andrea, schön von Dir zu lesen. Und ein wenig Schizo schadet nie, zumindest gehen einem die Gesprächspartner nicht aus 🙂