Vor ein paar Tagen habe ich abends mit Kollegen bei einem Wein zusammen gesessen. Uns allen war gemein, das wir mehr oder weniger im gleichen Zeitraum als Deutsche nach Gibraltar gekommen sind. Die einen früher, die anderen – wie ich – etwas später.

Im laufe des Abends reflektierten wir unsere ersten Eindrücke von Gibraltar, was wir so dachten und fühlten als wir aus dem Flugzeug stiegen und die Fahrt zu unserer kleinen britischen Exklave antraten. Jedem von uns war die Reise durch die grünen Hügel Andalusiens noch gut in Erinnerung. Und wir alle waren uns damals klar, das uns diese Umgebung sehr gut gefallen wird.

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Heute nun, einige Monate bis Jahre später, kann man unterschiedliche Entwicklungen feststellen. Der Abend endetet in der hitzigen Diskussion „Wohnen“ vs. „Leben“. Spannend war zu erkennen, das gerade die jüngeren Semester einheitlich die Einstellung vertraten, das der Tageszyklus rund um die Arbeit durchaus als „Leben“ betrachtet wurde. Am Wochenende trifft man sich vielleicht gemeinsam zu einem Bier, aber vom Eiland runter bewegt man sich kaum.

Meine Definition von „an einem Ort leben“ beinhaltet, das man sich bewegt, das man die Möglichkeiten und Optionen, die einem der Ort bietet, nutzt und geniesst. Das man bewusst auf die Umgebung eingeht. Das man mehr also nur die eigene Wohnung besucht. Andere Menschen, Orte und Kulturkreise kennenlernt.

Ein lebenswerter Ort ist ein Ort, an dem ich gern bin. Ein Ort von dem ich sagen kann, das er mit meinem Beruf, welchen ich sehr gerne ausübe, konkurriert. Ein Ort an dem ich mich auf das Wochenende freue um vor lauter Plänen schon nicht mehr weiss, was ich alles anstellen möchte.

Alles andere ist für mich einfach nur „irgendwo wohnen“.