Während wir, die kräftigen Sonnenstrahlen des andalusischen Winter geniessend, im Straßencafé sitzen und einen Milchkaffee kredenzen, nimmt derweil das Unheil weiter seinen Lauf.
Wo vor einigen Tagen auf der Sonderverkaufsfläche des lokalen Lebensmittel-Dealers noch die Sonnenmilch und das Strandspielzeug für die lieben Kleinen feilgeboten wurde, sind die ersten Schokoweihnachtsmänner aufgestapelt. Bereits jetzt sieht man in den Straßen und auf Parkbänken die ersten tetraverpackten Glühweinpakete, man argwöhnt das dies einfach nur schnell umgelabelte Sangria-Kartons sind, welche vom schleppenden Sommergeschäft in den Regalen liegen geblieben sind. Staubig genug sind die bunten Pappbehälter ja.
Kaum ein Hersteller im Lebensmittel- und Non-Food-Bereich der neuerdings nicht mit einem Adventskalender aufwartet. Feine englische Minz-Plättchen werden zu deutlich überhöhten Preisen zu zwei Dutzend in eine flache Tafel gepresst. Welch Überraschung beim öffnen der Türchen – allerdings legt sich diese mit der Zeit, ist ja stets der gleiche Inhalt hinter dem reichlich verzierten Pappklapppapier. Die allseits beliebten Ü-Eier steigern die vorweihnachtliche Freude bei Groß und Klein noch einmal. Schade nur das der Ü-Ei-Adventskalender von den Ausmaßen her mit dem Wandschrank von Tande Trudi konkurieren kann. Ebenjener muss dann auch vorübergehend in die Garage auswandern, aus Platzmangel. Am Heiligabend darf er ja wieder in die Küche.
Warum gibt es eigentlich keinen Adventskalender von Ikea? Jeden Tag entdeckt man ein weiteres Brett, Scharnier oder Funier im Klappkalender „Adventen“ und am 24. findet sich das passende Universalwerkzeug hinter dem letzten Türchen. Welch anheimelnde Stimmung wenn neben dem Weihnachtsbaum das Billy-Regal vor sich hinwackelt!
Es fehlt jetzt nicht mehr viel und als Weinachtsmänner verkleidete junge Männer – zumeist erfolglose polnische Schauspieler oder Studenten der Betriebswirtschaft im 27. Semester – eilen „Ho Ho Ho“ rufend durch die Einkaufszonen und versuchen für den ein oder anderen wohltätigen Zweck, vornehmlich die eigene Tasche, eine Spende zu erhaschen. Weich wird einem das Herz zur Weihnachtszeit und man selbst großzügig dazu.
Der Countdown läuft unerbittlich, beim einkaufen werden wir der alljährlichen Gehirnwäsche aus den Deckenlautsprechern der Kaufhäuser unterzogen. „Süsser die Glocken nie klingen“. Ja klar, die vom Kölner Dom vieleicht. Oder Big Ben.
Wenn ich noch einmal „Last Christmas“ von Wham! höre, laufe ich Amok.
Seid gewarnt!
Du sprichst mir aus der Seele. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum ich immer irritierte bis offen feindselige Blicke ernte, wenn ich jemandem erzähle, dass Weihnachten und ich nicht unbedingt dicke Kumpels sind. Wenn’s auf den Dezember zugeht, meide ich Radios so weit wie möglich – einmal musste ich mir „Last Christmas“ trotzdem schon geben. Naja, drei Wochen noch, dann haben wir es hinter uns …
Um die Radios komme ich noch gut herum: hier auf dem Felsen empfange ich keine deutsch-traditionelle Sender. Allerdings ereilt mich die VOLLE Wucht Weihnachtens Mitte Dezember: Denn da Reise ich über die Feiertage in die Heimat. Das wird ein Kulturschock!
Ich habe es geschafft…dieses Jahr noch KEIN „Last Christmas“ und noch kein „In der Weihnachtsbäckerei“ (wenigstens etwas Gutes hat meine Krankschreibung!)
Ihr seit aber echt spät dran mit den Süßigkeiten 🙂
Insgesammt ist hier Weihnachten etwas zurückhaltender als in Deutschland. Wobei mir Deutschland in den letzten Jahren mit den Festvorbereitungen schon ziemlich extrem vorkam. Teilweise war der Lebkuchen schon im September im Regal zu finden.
Teilweise? ICH habe sogar schonmal Ende August Lebkuchen im Regal erspäht. Ich dachte, ich brech zusammen. Es IST extrem hier, angefangen haben damit aber die Briten, da war es schon vor 20 Jahren so, daß Xmas bereits im Oktober angefangen hat.
Was ein Glück, daß ich bisher noch „last Christmas“-verschont bin!
Ich war einmal der größte Fan, den Weihnachten je hatte, aber das ist vorbei. Die Sentimentalität, die mich jedes Jahr zu Weihnachten überfällt, ist nicht mehr auszuhalten.
Die kalte Jahreszeit aber, mit dicken Strumpfhosen, Stiefeln und Minirock, die mag ich noch immer. Besonders wenn ich in meiner Lieblingsbar mit einem Irish Coffee am Fenster sitze.
Mittlerweile kann ich die Familienbesuche wieder geniessen, wobei sie aufgrund der räumlichen Trennung, sowie der Tatsache das wir ja zwei Familien besuchen müssen, durchaus angenehm sind. Alle zwei Jahre mal alle Nasen um einen Tisch zu sehen, hat auch was entspanntes. Hauptsache ich kann dann wieder zurück auf meinen Felsen 😉
Mit dicken Strumpfhosen und Stiefeln wärest Du hier etwas zu dick angezogen. Die einheimischen haben immerhin die Flip Flops gegen „Wintersandalen“ ausgetauscht. Wobei mir langsam die 14 bis 16° schon kühl vorkommen.
Um den Irish Coffee bin ich bis jetzt noch herum gekommen 😀
Wintersandalen. So wie in Florida. Da ist die Weihnachtsstimmung für jemanden, der es kalt kennt auch skurril 😉 .
In der Tat, das mutet anfangs wirklich skurril an. Erinnere mich da noch an meinen ersten „Winter“ in Kalifornien. Immerhin war das sowas wie Herbst. Für Einheimische.
Für mich ging das noch locker als deutscher Hochsommer durch.
Ja, stimmt, ist in Ca ähnlich. Wobei Florida durch die tropische Hitze wohl noch skuriller ist 😉 .
Ich finde dein Foto oben klasse!! Die Orangen, und die kitschige Weihnachtsdeko, das sieht irre aus!!! 😀
Ich könnte mich `eh gerade amüsieren… Ich war eben auf diesem Blog: KLICK MICH! , und habe mir wohl den Weihnachtsvirus gefangen. Bei mir läuft schon die ganze Zeit die Musik aus dem Werbespot, obwohl der Tab schon lange zu ist.
Cool…
Mein Browser wird das Lied nicht mehr los!!
Gut dass, das Bunny auf Geschäftsfahrt ist, und das nicht lesen kann. 😀
Das Foto entstand letzten Samstag hier in der Main Street. Das ist so skurril, überall Orangen- und Zitronenbäume, in den Wipfeln Papageien und dann die Weihnachtsdeko, Rentiere unter Palmen…
Ich klicke den Blog dann mal lieber nicht an. 😉
Ich habe „Last Christmas“ bis jetzt nur ein einziges mal gehört. Als Karaokeversion auf dem Weihnachtsmarkt. Und das war so schlecht, dass ich es gar nicht zähle. Und damit gilt nachwievor: Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr um dieses widerliche Lied herumzukommen. Yeah! ;-D