Twitter BBQ? Ist der Kanzler mal wieder völlig durchgedreht? Hat er zu lange am Glasreiniger geschnüffelt? Warum will er jetzt die Timeline auf den Grill werfen? Mitnichten. Ihm ist gestern nur der ganz normale Wahnsinn unterlaufen.

Ein bis zwei mal die Woche tingel ich zu meinem lokalen Lebensmitteldealer „Morrisons“ um dort für Nachschub im Kühlschrank zu sorgen. Bevorzugt nach Feierabend, denn neben der nötigen Ruhe findet man dort dann auch einen Haufen Gleichgesinnter: einzelhaushaltführende Personen auf der Suche nach Köstlichkeiten und dem passenden Partner für das gemeinschaftliche Verzehren des gerade erstandenen Brathuhns, Fischfilets oder Tütensuppe.

Während Man(n) also so durch die Gänge schreitet und die kulinarische Woche aus Dosenerbsen, Fertigfilets und haltbargemachter Avocado zusammenstellt (keine Ahnung wie ich jetzt auf Avocado komme, ich esse sie noch nicht mal), wird er – sofern er den sportlichen Einkaufswagen alleine schiebt – recht häufig um Hilfestellung gebeten. Nicht selten ist der anfragenden Dame die Ware zu hoch gestellt, die Packung für den zu engen Rock zu niedrig gestapelt oder schlicht die Inspiration für das abendliche Mal noch nicht gekommen. Ob man nicht eine Idee hätte, gerne auch für ein Dinner zu zweit. Wie erkläre ich der Guten nun das ich nicht vorhabe meine Burger zu teilen?

Der Teufel reitet mich und ich befrage meine Timeline zu dieser sozialen Herausforderung. Ich formuliere meinen Tweet und erwarte relativ zeitnah Lebenshilfe in 140 Zeichen.

Meine Timeline gehört zu den aktiveren Kommunikationslinien, das habe ich schon vorher gewusst. Und während vielen Anderen Sarkasmus, Zynismus und andere Spielarten des Humors fremd sind, findet sich entsprechendes verhaltengestörtes Material unter meinen Followern in ausreichender Menge wieder. Erfreut scrolle ich durch die Mentions und sehe schon das sich die Timeline meines Problems auf eine einfache Art genähert hat: die Timeline hat sich selbst zum BBQ eingeladen. Welches noch gar nicht geplant war.

Lady Pssst! wiegelt recht schnell Fairytales1979 und @r3stless dazu auf meine Bude zu Kleinholz zu machen, nicht ohne charmant darauf hinzuweisen das als Grillgut bitte ausreichend Rind im Einkaufskorb landen möge. Fairytales1979, scheinbar auch ein Fan des verkohlten Huftieres, stimmt mit ein und ich mache mich dann mal auf den Weg die Zutaten für das Twitter BBQ zu organisieren. Getränke wollen auch noch eingekauft werden und neben ein paar leckeren Peroni-Bieren landen auch eine halbe Tonne Limetten, Rum (der billige, ist ja für die Gäste) und Cola im Einkaufswagen. @r3stless bekundet seine besonderen Talente bei kreativen Umbaumaßnahmen und merkt seine innenarchitektonische Leistungsbereitschaft an. Ich mache mir langsam Sorgen um meine Wohnung.

Die Saucenfrage war nach anfänglicher Irritation ob der Vielfallt des Angebotes an Dingen die man so auf Fleisch schmieren kann dank Chief Judy schnell geklärt. Jack Daniels BBQ Sauce sollte es sein. Auch wenn ich den „Whisky“ aus Tennessee nicht trinke, dieses dunkle Surrogat aus naturidentischen Aromastoffen schmeckt auf dem Burger wirklich gut! Kann ich nur weiter empfehlen.

Die restlichen Zutaten für die Burger waren dann auch schnell gemeinsam gefunden und als Nachtisch plante ich einen Southern Comfort mit Ginger Ale auf Eis ein. Lady Pssst! wollte noch ein Spaghetti Eis auf Joghurtbasis beisteuern. Das nennt man #FollowerPower!

Zuhause angekommen landen die Einkäufe recht schnell im Kühler und es stellt sich heraus das der Platz bei den Getränken etwas eng wird. Wie zu erwarten hat sich ManInMetropolis erneut von seiner aufopfernden Seite gezeigt und bereit erklärt, den überschüssigen Alkohol zu vernichten. Ich huldige seiner Tat!

Anschließend bereite ich die Burger vor, der Grill wird vorgeheizt und mit frisch gemahlenem Salz und Pfeffer bestäubt. Tomaten werden in Scheiben geschnitten und die Zwiebeln zu Ringen verarbeitet. Das sieht gut aus. Die Burger landen auf dem Grill und brutzeln vor sich hin. Es herrscht in der Timeline noch Uneinigkeit über die Grillqualität: rare, medium oder well done? Wir entscheiden uns für die Mitte. Medium soll es sein.

Der Burger landet auf dem Tisch, garniert mit Käse, Tomate und Zwiebeln. Dazu ein kühles Bier. Als Nachtisch wird ein Cuba Libre mit frischem Limettensaft gereicht und iTunes steuert die wirklich fantastische Trashsatire „Black Dynamite“ bei.

Die Bude sieht übrigens noch genau so aus wie vorher. Denn 2500km lassen sich nicht so einfach überbrücken.

Liebe Timeline: es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht mit Euch gemeinsam zu grillen.