Auch das ist Berlin.
Jeden Morgen quält sich auch der unmotorisierte Berliner durch den Berufsverkehr: als Ersatz für die morgendliche Rushhour dienen überfüllte S- und U-Bahnen. Wer jemals dachte das nur in einer Parfümerie eine solche Vielfalt von Düften zu finden ist, der fuhr noch nie um acht Uhr mit der U1.
Menschen aller Couleur und jeden Alters befinden sich auf den Weg zu ihrem Ziel. Sei es nun um unser Bruttosozialprodukt zu steigern oder die freie Zeit mit Shopping und Spaziergängen zu verbringen. Letzteres gilt vornehmlich für die glücklich beurlaubten unter uns oder unsere Mitbürger im Rentenalter.
Letztere verbringen oft ihren Lebensabend in Begleitung vierbeiniger Mitbewohner die selten jünger oder rüstiger daherkommen als sie selbst. Rührend anzusehen sind die Damen, die mit ihren jahrelangen treuen Begleitern langsam – dem Alter Tribut zollend – durch die unterirdischen Gänge der U-Bahn wandern, umspült vom Gewirr und hastigen Gedränge der berufstätigen Mitreisenden.
Nun steht ein solches Paar vor der Treppe die zurück ins Sonnenlicht führt und der Schäferhund weigert sich, im Wohlgedenken an seine altersbedingte Hüftgelenk-Athritis, die Treppe hochzusteigen. Ein stummer flehender Blick wechselnd zwischen Frauchen und die knapp 60 Stufen sollen mit Nachdruck deutlich machen das er da nicht hoch möchte. Und Frauchen versucht ihrem Hund zu erklären das es nun mal nicht zu ändern ist: der Fahrstuhl ist nun schon länger defekt und man müsse nun gemeinsam diese Hürde erklimmen. Und sie merkt gutmütig dem Hund gegenüber an, das sie ja noch glücklich dran seien: ein Rollstuhlfahrer hätte hier ja keine Chance.
Ich habe mich ein wenig für die BVG geschämt…