Mein Klapprad hat ausgedient. Nach mehr als 2300 Trainings-Kilometern hab ich es in Rente geschickt. Es war keine leichte Entscheidung.

Ich habe mein kleines Klapprad geliebt. Es war zu klein für mich und mein Gewicht war eine Belastung für den Rahmen, aber wir haben es durchgezogen. Eisern. Irgendwann trennen sich die gemeinsamen Wege. Es unterstützt nun ein kreatives Pärchen in der Nachbarstadt. Und ich habe aufgerüstet. Meine Folterkammer ist nun interaktiv.

Das war so ein Bauch-gegen-Kopf-Ding. Ich wollte ja gerne ein Spinning-Bike a la Peleton, Volava, Schwinn oder Apex. Die sehen einfach cooler aus. Aber in meinem Budget-Rahmen sehen sie die Bikes eben nur cool aus, sind es aber nicht. Also cool. Weil komplett manuell und oft auch noch ohne Bluetooth Anbindung.

Am Ende siegte der Kopf.

Bei Decathlon kann man viele Sportgeräte ausprobieren, u.a. auch die Ergometer der Hausmarke „Domyos“. Und am Ende stellte das Domyos EB900 den besten Kosten/Nutzen-Faktor für mein Budget dar. Nicht sonderlich sexy (aber auch nicht hässlich), dafür mit Vollausstattung. Quasi ein Kia.

Ausgestattet mit einer vollständig digitalen Konsole, gehen alle Werte per Bluetooth an kompatible Apps und durch die elektronische Motorbremse kann das Ergometer durch Kinomap, Zwift und Co auch gesteuert werden. Ein Brustgurt für die Herzfrequenz kann ebenfalls verbunden werden, ich plante aber weiterhin via FITIV oder Kinomap meine Apple Watch zu verwenden.

Den aktuellen Umständen geschuldet (Pandemie) sind Heimsportartikel gerade schwierig zu bekommen, so auch mein Ergometer. Wir konnten über Wochen hinweg nicht in die Nachbarstadt fahren um das Gerät bei Decathlon zu bestellen und im Onlineshop waren die Geräte grundsätzlich nicht verfügbar. Zu meinem Glück änderte sich das und ich konnte ein EB900 ergattern (nach mehreren Anläufen, doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden). Nach vierzehn gespannten Tagen wurde uns dann ein ziemlich großer Karton in den Flur gestellt und ich begann mit dem Puzzle.

Ein sehr schönes Detail: das EB900 braucht keinen Netzanschluss oder Batterien, da es sich selbst mit Strom versorgt. Clever! Allerdings ist das Ergometer mit etwas über 40 Kilogram auch kein Leichtgewicht und es ist schon quasi meine erste Trainingseinheit morgens das Ergo vor’s Fenster zu schieben.

Eine Halterung für mein iPhone in Griffweite und ein Satz anderer Pedale runden die Ausstattung nun ab.

Kinomap.

Nach einer ziemlich intensiven Umgewöhnungphase (das Antriebssystem des EB900 ist locker 5-6 mal schwerer als das von meinem alten Klapprad, dafür läuft das EB900 aber auch viel runder) habe ich dann auch meinen Probemonat bei Kinomap komplettiert und werde auch dabei bleiben.

Es macht ziemlich Spaß durch Tahiti zu radeln oder im Schwarzwald. Vor ein paar Wochen habe ich mit zehn anderen an einem kurzen City-Rennen in Barcelona teilgenommen.

Kinomap steuert dabei die Wiederstände am Ergometer passend zur originalen Aufzeichnung ein. Geht’s bergauf oder über Sand und Schotter, muss man halt fester in die Pedale treten. Fährt man langsamer, so spielt auch das Video langsamer ab. Das macht Spaß und ist eine willkommene Abwechslung zu den starren Trainingsprogrammen des Ergometers.

Käpt’n auf die Brücke, bitte

Der ursprüngliche Plan, auch Zwift zu nutzen, wurde schnell fallen gelassen: mein Tablet ist schlicht zu schwach auf der Brust und eine weitere Anschaffung wollte ich vermeiden. Mein MacBook jedesmal aufzubauen, war mir am Ende dann auch zu mühsam, zumal ich dann auch noch ein passendes Stativ gebraucht hätte. Falls ich jemals doch wieder ein iPad anschaffen sollte, werde ich Zwift noch mal austesten.

In den Anfangstagen habe ich noch viel experimentiert und herumgespielt: Kinomap auf dem Handy, auf dem Tablet, oder streaming auf den großen Fernseher. Am Ende ist mein Setup doch wieder etwas einfacher geworden. Kinomap läuft jetzt auf dem iPhone, die Apple Watch wird als Herzfrequenz-Sensor erkannt und das Video wird für ein schöneres Erlebnis einfach auf das Tablet gestreamt. Kinomap ist mit Apple Health verbunden und die Trainingseinheiten spielen so in meine Aktivitätsringe und FITIV ein. Gefahrene Strecken landen auch bei Strava.

So, entschuldigt mich. Ich muss noch ein wenig um die Welt radeln.

Die Strände von Tahiti sind schön
Jetzt nicht schlapp machen: Bergrennen im spanischen Cordoba.