Da ist man froh das die Kinder endlich in einem Alter sind in dem man sie sich selbst überlassen kann und dann schafft man sich neuen Nachwuchs an. Und um hier jetzt den aufkeimenden Gerüchten einen Riegel vorzuschieben: der Nachwuchs ist bereits recht „groß“, ca. 12 Monate alt, ein Plappermaul vor dem Herrn und bewegt sich auf vier Beinen vorwärts. Wenn er nicht gerade schläft.

Vor gut drei Wochen stand überraschend einer unserer Nachbarn vor der Tür. Nachdem er erst um einen Whisky bat kam er auch gleich direkt zur Sache. Er ziehe jetzt um und kann und will die Katze seiner Exfreundin (die ihn gut 2 Wochen vorher aus guten Gründen mitten in der Nacht und recht übereilt verlassen hat) nicht mitnehmen. Da sich niemand für den Kater gefunden hat, seien wir jetzt die letzte Chance für ihn. Also den Kater. Wenn wir ihn nicht nähmen, dann jagt er das Tier vor die Tür oder direkt in den Pool. Ohne Schwimmhilfen und Rückfahrkarte. Nun, aus den oben nicht weiter genannten Gründen war dem Herrn das durchaus zuzutrauen und wir überlegten nicht lange. Also zog Artie bei uns ein.

Da ist er nun. Eine kleine kuschelige Fellnase mit ausgeprägtem Eigenwillen. Eine Fehlbildung der Vorderbeine (O-Beine und somit ein abfallender Vorderkörper) schränken seine Bewegungsfähigkeit ein wenig ein. Aber wenn er da so wie ein kleiner Cowboy auf einen zugetrappelt kommt, dann kann man nie lange böse sein. Ah, und das ist ein springender Punkt: der kleine König hat nur Unfug im Kopf!

Zuerst wurde das Tier von diesem schrecklichen Glöckchenhalsband befreit. Man muss sich das so vorstellen das konstant, 24 Stunden am Tag eine Klingel vor seinen empfindlichen Ohren hängt. Also zwingt sich das Tier sich zu sachten und extrem vorsichtigen Bewegungen um eben diesen Lärm zu vermeiden. Das macht das Tier für den Menschen ruhiger, ist aber für die Fellnase eine unglaubliche Quälerei. Da wir von Anfang an vorhatten Artie zu einem Freigänger zu machen, wäre ein Halsband so oder so eine Gefahr für ihn gewesen. Da er schon gechippt und geimpft war, aber leider – wie alle jungen Kater in diesem Alter – anfing zu markieren, war noch mal ein Besuch beim Tierarzt fällig. Er war nicht sonderlich amused, hat aber nach zwei Tagen das Schmollen aufgegeben und auch wieder die angebotenen Leckerlies gefressen.

Nach einigen Wochen der Eingewöhnung – und ständig geschlossenen Terrassentüren – war es dann soweit: unser kleiner König Artie (wir rufen ihn eigentlich nur „Katze“) durfte zum ersten mal raus. Fast eine Woche hat er gebraucht allein nur um die Terrasse zu erkunden! Den Weg herunter fand er nicht, er müsste dazu über eine Regenrinne laufen welche schmaler als seine Vorderbeine ist. Und den Sprung abwärts beherrscht er auch noch nicht, daher sind Treppen und sogar Sofas oder Stühle für ihn ein kleineres Problem.

[Nachtrag] Seit gestern traut sich Artie auch von der Terrasse herunter. Ein paar Stunden lang dann die bange Furcht ob er den Weg zurück findet. Erleichterung und Freude als er dann Abends im Wohnzimmer stand und lautstark von seinem Tag draussen „erzählte“. Anschließend rollt er sich auf meinen Schoss, schnurrt ein wenig, reckt sich auf seine für ihn typische Art und schläft mit dem Kopf in meine Armbeuge gekuschelt ein.

Und in diesem Augenblick weisst Du: alles richtig gemacht.