Apple hat gerade eben das iOS 4.1 zum Download bereit gestellt. Neben Bugfixes und ein paar neuen Funktionen rund um das soziale Netzwerk Ping und das Game Center gibt es für fotografisch ambitionierte Nutzer des iPhone 4 ein schönes neues Feature: High Dynamic Range-Fotos, kurz HDR.

Kleine Taste, große Wirkung! Das iPhone analysiert auf Knopfdruck die Lichtverhältnisse und zeichnet drei Bilder mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen auf, berechnet die Mittelwerte um anschließend ein Foto zu speichern das den kompletten Kontrastumfang des Motives abbildet. Oder zumindest versucht soweit es geht.

Dieser recht komplexe Prozess (siehe Erklärung weiter unten), hier Apple-typisch hinter einem Knopf verpackt, sorgt dafür das die Urlaubsaufnahmen bei strahlendem Sonnenschein oder die nächtlichen Bootsfahrten im hellen Mondenlicht korrekt und ausgewogen aussehen. Und verhinder das Sonne, Mond, Sterne oder das Gesicht der Liebsten ohne Detail dastehen.

Auf Wunsch speichert das iPhone neben dem HDR-Bild auch die „mittlere“ (reguläre) Belichtung ab, der Fotograf kann also auch noch anschliessend entscheiden ob er die HDR-Aufnahme oder den von ihm gewünschten Belichtungsmittelpunkt (per Fokusrahmen gewählt) verwenden möchte.

Well done Apple.

Anmerkung: es gibt im AppStore schon seit längerem ein gutes Dutzend Apps die diesen Effekt simulieren. Direkte HDR-Programme, welche über Mehrfachbelichtungen ein HDRI berechnen, sind dies aber nicht.

Was ist ein High Dynamic Range Image (HDR, HDRI)?

Egal on analoger Film oder digitaler Chip, beide Aufnahmemedien haben eines gemeinsam: einen begrenzten Bereich in dem sie Kontraste (Motivhelligkeit) aufnehmen, der sogenannte Dynamikumfang. Je nach Filmtyp bzw. Chip kann dieser Umfang (gemessen in Blendenstufen variieren). Je höher dieser Dynamikumfang, desto kontrastreicher dürfen Motive sein ohne das Bildbereiche entweder zu hell („ausgefressene Lichter“) oder zu dunkel („Tiefen saufen ab“) abgebildet werden. Und somit ohne „Zeichnung“, also sichtbare Details bleiben.

In der Natur kommen diese großen Helligkeitsunterschiede sehr oft vor. Unser Auge gleicht dies automatisch aus, als Beispiel seien Gegenlichtaufnahmen, Sonnenauf- und Untergänge oder Motive bei Schnee genannt. Kameras zeichnen nur einen Ausschnitt dieser Helligkeitsunterschiede aus („LDR“, Low Dynamic Range) und weiter oben geschilderter Effekt tritt ein: das Bild zeigt entweder in den Lichtern oder Tiefen keine Details mehr. Der Fotograf muss also entscheiden welchen Bereich des Motivs er durchzeichnet abbilden möchte.

Abhilfe schafft hier die sogenannte HDR-Technik. Hierbei werden vom Motiv mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Parametern gemacht und später mit einem Verfahren namens Tonemapping zusammengefügt. Als Ergebnis erhält man ein überwiegend gleichmäßig belichtetes Bild.

Dieser Artikel ist der Auftakt zur Serie „Fotografieren mit dem iPhone. Tolle Bilder mit dem iPhone“ Die eingebaute Kamera kann mehr also so manch einer glauben mag. Tipps und Tricks rund um Bildgestaltung, Belichtung, Fokus und Weiterverarbeitung.