Die Gelegenheit war günstig und streife ein wenig durch die Männerabteilungen – Dessous und Technik – meines Lieblingstores in Puerto Banus. Auf dem Grabbeltisch in der Computerabteilung erregt – nein, keine Dame – ein unscheinbarer und heruntergekommener Karton mein aufsehen. Ein Samsung Q1 Ultra. Abverkauf und Resteverwertung?

Da mich ja Apple mit dem iPad noch nicht so ganz überzeugen konnte, habe ich einen schon länger bestehenden Plan wieder ins Auge gefasst. Den Samsung Q1 Ultra Karton unter den Arm geklemmt, zockel ich rüber zu den Notebooks und recherchiere ein wenig im Internet. Perfekt! Der Q1 Ultra scheint von den Specs her wie geschaffen für mein Experiment zu sein: Mac OS X Leopard auf dem Tablet PC. Das Projekt „Hackintosh 2“ nimmt seinen Lauf.

Alte Bekannte werden sich noch daran erinnern dass mir diese Operation bereits vor 4 Jahren erfolgreich geglückt ist. Dabei wurde aus einem Hurricane-PC mit einem Celeron D und einer Matrox-Karte mit viel Aufwand und über drei Ecken ein Hackintosh. Dem sei nun anzumerken das die OSX86-Szene heute deutlich weiter ist: die Installation von Mac OS X auf einem BIOS-basierten PC (aka „Vanilla-Machine“) ist, sofern Standard-Hardware verbaut wurde, kein großer Akt mehr. Derart gerüstet, beschliesse ich den Samsung zu erwerben.

An der Kasse dann die Ernüchterung: der Karton bzw. dessen Inhalt waren nicht komplett. Aus allen

Ecken wurden drei weitere Samsung Q1 Ultra herangetragen und aus den einzelnen Kartons dann meine Verkaufsversion zusammengestellt. Das die Windows-Recovery-CD fehlt, tat dem Verkäufer ehrlich leid; den Preisnachlass und das zusätlziche High-Capacity Batterypack nahm ich dafür gerne an. Ich hatte ja eh‘ nicht vor, diesen Rechner mit Windows zu betreiben. So mache ich mich um 249€ ärmer auf dem Heimweg. Ein fairer Deal wenn man bedenkt das der Rechner vor 2 Jahren noch für 1590€ gehandelt wurde.

Zuhause angekommen, werden erst mal beide Akkus durchgeladen und für den Sonntag Abend war die „OP“ geplant. Ich entschied mich für die iDeneb 1.6.10.5.8 Distribution, von dieser war bekannt das sie auf einem Samsung Q1 Ultra funktioniert. Der Download sollte über Nacht laufen, 8h und 4GB später soll es dann los gehen.

Da ich über kein externes DVD-Laufwerk verfüge, wurde die iDeneb Distribution auf einen 16GB USB-Stick geklont und über den UInstaller OSX86 der Chameleon-Bootloader installiert. Ca. 10 Minuten später war es dann soweit: im BIOS des Samsung Q1 Ultra die Bootreihenfolge geändert, den USB Stick eingesteckt und den Rechner neu gestartet.

Ein paar Sekunden später erscheint der wohlbekannte Darwin-Bootloader und schon bald kann ich die Installation konfigurieren. Die wesentlichen Anpassungen an die PC-Hardware befinden sich im Paket „Fix“, Vodoo Kernel und als Grafikkarte Intel GMA950 (Laptop) sind erst mal die richtigen Kandidaten. Der Rest an Treibern kommt später.

Knappe 30 Minuten braucht der kleine 800Mhz Prozessor um den Leoparden auf die interne 60GB Festplatte zu schaufeln. Neustart, schnell den Stick entfernen und hoffen das alles gut geht. Ein wenig Sorgen mache ich mir schon, da ich nicht vorhabe mit der kleinen Microtastatur in der Unix-Konsole des Leoparden irgendwelche KEXTs zu entfernen.

Nach mir endlos lang vorkommenden Minuten schallt mir der Begrüßungssong von Apple aus den kleinen Lautsprechern entgegen und eine bunte Animation signalisiert: Willkommen!

WLAN, Sound, Grafik, USB, Bluetooth, alles wurde von der iDeneb Distribution wunderbar erkannt und läuft perfekt. Nur der Touchscreen braucht noch eine Kalibrierung. touchbase.com bietet einen perfekt funktionieren, aber leider kostenpflichtigen Treiber für den eGalaxTouch, der Hersteller selbst aber soll auch Intel-Treiber anbieten (zum Download gibt es dort nur PPC-Versionen). Hier muss ich noch mal schauen, welche Lösung ich anstrebe. Das Joypad – von der Funktion ähnlich wie die Joysticks der Notebooks von IBM / Lenovo – funktioniert  ja auch ganz gut.

Als Überraschung, und von mir überhaupt nicht erwartet, hat Mac OS X den Touchscreen als Eingabegerät (und nicht als virtuelle Maus) erkannt und Ink automatisch installiert. Damit ist auch von Haus aus die Handschrifterkennung aktiviert. Ein Plus bei der kleinen Tastatur. Bisher hielt ich diese Funktion für nur den Wacom-Tabletts vorbehalten.

Nachbesserung bedarf das Energiemanagement. Der Akku hält ca. 2.5h, dafür ist aber der Schirm auch sehr dunkel. Bisher habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, per Software die Brightness anzuheben. Alternativ kann man im Bios einstellen das der Schirm im Akku-Betrieb gar nicht erst abdunkeln soll. Natürlich auf Kosten der Akkulaufzeit.

Fazit.

Ein gelungenes Experiment. Der Samsung Q1 Ultra läuft unter Mac OS X 10.5.6. Leopard überraschend performant, ungefähr vergleichbar mit den frühen MacMini’s. Zum surfen, twittern, skypen, Mails holen, eBook lesen oder mal eben einen Blogeintrag zu verfassen ist er genau die richtige Sofamaschine. Im Flieger dient er dann als Entertainment-Maschine oder muss zum Arbeiten herhalten. Auf den kleinen Klapptischchen eines Airbus oder einer Boing macht er auch eine gute Figur. Wenn ich noch die beiden eingebauten Kameras zum laufen kriege, bin ich sehr zufrieden.


Setup des Experimentes

  • Samsung Q1 Ultra (inkl UMTS, kein Fingerprint)
  • iDeneb 1.6.1058 Lite Edition – Mac OS X Leopard 10.5.8
  • Kernel: Voodoo (9.5)
  • Sound: Vodoo HDaudio
  • Motherboard: ichX Fix
  • Netzwerk: Broadcom 440x
  • PS/2 Voodoo (für die Jogmouse und die Tastatur)
  • Seat Belt Fix (fixed ein Problem beim mounten von DMG)
  • Voodoo Battery
  • Video: GMA950 mit ID 27AE (meiner hatte zufällig diese ID, alternativ empfehle ich Desktop GMA)

WLAN und Bluetooth funktionierten direkt ohne Treiber, Mac OS X hatte hier schon die passenden Mittel mit an Bord.

Hinweis:
Ich verfüge über genug Mac OS X Lizenzen und -DVDs um eine Leopard Installation auf einem PC vornehmen zu können. Nachahmern sei empfohlen, iDeneb so schnell wie möglich nach dem Funktionstest zu löschen oder sich eine Original-Lizenz zu kaufen. Oder: Better you buy a Mac! 😉