Kaum ein Besucher scheint unter 35 zu sein. Die wenigen jüngeren Ausnahmen schauen verstört, aber hoffnungsvoll, in die Runde. Immerhin sind kaum Hardliner zu sehen. Es wird am Wetter liegen: bei 35 Grad zwängt man sich nicht in seine Leder- und Jeanskluft und toupiert sich 80er-Jahre gerecht die Haare hoch. Auch das poppig bleiche Make-Up würde nur verlaufen, da muss halt ein einfacher Kajal reichen. Die weiblichen Besucher treiben etwas mehr Aufwand bei der Gesichtsbemalung, zollen der Hitze aber auch ihren Tribut. Dafür gibt’s halt mehr Lippenstift.

Der versierte Konzertprofi spart sich die Vorband und tritt erst kurz vor Konzertbeginn auf den Plan. Mit geübtem Blick sondiert er die Ränge, nur um festzustellen das andere Besucher schneller waren. Okay, betrachtet man das Geschehen halt „von oben“, man weiss ja wie seine Idole aussehen: die heimischen Wände sind bis zur Decke mit Abbildungen der musikalischen Truppe zugekleistert. Und näher zu den Getränkeständen steht man auch.

Nach einem fulminanten Lichtvorspiel – von dem wir mal ausgehen das es fulminant war: bei dem Gegenlicht der untergehenden Sonne konnte niemand auf die Bühne schauen – tritt die Band auf die Bühne, welche im Stil der frühen 80er dekoriert ist. Die Bühne natürlich. Die Band kann ja gar nicht anders.

Man erinnert sich an seine Wurzeln, möchte man meinen. Das Konzert ist – entgegen der Auftritte in den letzten Jahren dieser Megastars – gemischt, man spielt ein gutes Drittel aktuelle Titel und heizt dem Publikum ordentlich mit den wohlbekannten Klassikern ein. Die Zuschauer sind begeistert und verzeihen der Band großzügig das schon mal der Gesang weitergeht obwohl der Sänger einen guten Meter neben seinem Mikro steht und auch der Schlagzeuger ganz offensichtlich zu einem anderen Stück spielt als jenes, welches gerade aus den meterhohen Boxentürmen dröhnt.

Beständigkeit ist der Eckpfeiler eine ruhmreichen Karriere, auch bei Konzerten ist diese Tugend von Nutzen. Wenn der Sänger also zur exakt vorhergesagten Zeit seine Bandmitglieder vorstellt, wundert es auch niemanden das genau die gleichen Zugaben gespielt werden wie schon die Konzerte davor. Nur diesmal in leicht geänderter Version. Ein wenig flexibel muss man wohl doch sein.

Alles in allem waren die 60€ für die Waldbühne ganz okay. Immerhin musste man nicht stundenlang an den Getränkeständen anstehen und selbst kurz vor Schluss konnte man noch Steakbrötchen vom Grill erwerben.

Es war wohl das letzte Konzert von Depeche Mode, aber das haben wir ja schon so oft gehört…